Funktionsweise
der Aktion Noteingang Im Rahmen des Projekts werden
LadenbesitzerInnen, Gaststätten-,
TankstellenbetreiberInnen, FilialleiterInnen,
Verantwortliche für Kultur-, Kirchen- und
Sozialeinrichtungen und andere öffentliche Institutionen
angesprochen. Ihnen wird in einem Gespräch die
"Aktion Noteingang" vorgestellt, und sie
erhalten eine schriftliche Erläuterung, die Aufkleber
zur Aktion, eine Liste mit wichtigen
Kontakttelefonnummern und -adressen, einen Fragebogen und
Hinweise zu Verhaltensweisen bei direkter Gewalt.
Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Aufkleber. Mittels der
Aufkleber, die an den Eingangstüren der Läden und
öffentlichen Gebäude angebracht werden, soll potentiell
von rassistisch und faschistisch motivierter Gewalt
Betroffenen öffentlich Schutz und Hilfe durch die
Geschäftsleute und öffentlichen Träger signalisiert
werden.
Wenn jemand im Falle eines Übergriffes Hilfe suchend in
ein Geschäft bzw. in öffentliche Gebäude flüchtet,
sollte der/dem Hilfesuchenden solange Schutz durch die
Schaffung von Öffentlichkeit geboten werden, bis sich
die Situation entschärft hat. Wenn die betroffene Person
dies wünscht, sollte sofort die Polizei alarmiert
werden. Danach müßte ihm/ihr die Liste mit den
Kontakttelefonnummern gegeben werden, so daß er/sie
weitere Hilfe und Beratung in Anspruch nehmen kann.
Beispielsweise bietet die "Opferperspektive"
eine Beratung für Opfer rechtsextremer Gewalt in
Brandenburg an.
Während des Gespräches, das wir mit dem Ladenpersonal
führen, weisen wir insbesondere auf die Bedeutung der
Aufkleber hin. Uns geht es nicht darum, sich nur privat
gegen Rassismus und Faschismus zu äußern, sondern dies
auch in die Gesellschaft zu tragen. Viele Menschen, die
nicht in das Weltbild der Neonazis passen, leben zur Zeit
in ständiger Angst, auf offener Straße von diesen
angegriffen zu werden, und mit dem Gefühl, keinerlei
Schutz und Hilfe von ihren Mitmenschen zu erhalten. Sie
sehen sich häufig in einer isolierten Position und
bringen nicht den Mut auf, andere gezielt um Hilfe zu
bitten. Deshalb betrachten wir es als wichtig, die
Bereitschaft zur Hilfe zu signalisieren. Dies würde den
Betroffenen das Gefühl vermitteln, bei gewalttätigen
Ausschreitungen nicht allein zu sein und ihr subjektives
Sicherheitsgefühl wäre zudem gestärkt.
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Kontakt:
noteingang@djb-ev.de
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Aufkleber und
Fragebogen
Des Weiteren darf die Wirkung der Aufkleber auf
Gewalttäter mit rassistischer und faschistischer
Gesinnung nicht vergessen werden.
Durch die Präsenz der Aufkleber wird ihnen
unmißverständlich zu verstehen gegeben, daß ihre
rassistische Haltung und ihr Umgang mit anderen Menschen
nicht toleriert wird oder gar Unterstützung findet. Im
Gegenteil: Ihnen wird gezeigt, daß sie mit einem
Entgegentreten der Geschäftsleute und der Bevölkerung
zu rechnen haben, das zum Beispiel darin besteht, die
Polizei zu alarmieren oder später vor Gericht
auszusagen.
All dies würde sich hemmend auf die Entscheidung zur
Gewalt auswirken. Viele Menschen wollen sich mit der
alltäglichen rassistischen Gewalt nicht abfinden, stehen
ihr aber mit einem Gefühl der Ohnmacht gegenüber. Die
"Aktion Noteingang" bietet sich als konkrete
Tat an, um aktiv in das Geschehen einzugreifen und
Zivilcourage zu beweisen. Könnte sich der Großteil der
Bevölkerung öffentlich positionieren, so bliebe dies
nicht ohne Wirkung auf Denken und Handeln der Täter.
Um eine Stigmatisierung der LadeninhaberInnen zu
verhindern, wird ihnen die Möglichkeit gegeben einen
Fragebogen differenziert zu beantworten. Sie können sich
dazu äußern, warum und wem sie helfen oder nicht
helfen, warum sie den Aufkleber anbringen oder nicht
anbringen.
Der in Zusammenarbeit mit StudentInnen der
Humboldtuniversität erstellte Fragebogen bietet die
Möglichkeit, mit einer empirischen Erhebung das
Stimmungsbild der angesprochenen Personengruppen zu
messen. Aus dieser Analyse ergeben sich Möglichkeiten,
weitergehende Ansätze für antirassistische Initiativen
und Aktionen zu entwickeln.
Um die Anonymität zu wahren, füllen die Geschäftsleute
und Angestellten in den öffentlichen Gebäuden den
Fragebogen alleine aus und geben ihn in einen Umschlag,
den sie selbst zukleben. Die in einem Behältnis
gesammelten Umschläge werden zur Auswertung der dafür
verantwortlichen studentischen Arbeitsgruppe des
Psychologischen Institutes der Humboldt-Universität zu
Berlin übergeben.
Auch die nicht ausgefüllten Fragebögen werden erfaßt
und Gründe für die Nichtbeantwortung er-, bzw.
hinterfragt.
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Kontakt:
noteingang@djb-ev.de
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