02. September 2000

 
Aachener Friedenspreis für Bernauer Antirassismus-Aktion «Noteingang»

Von Konrad Jahr-Weidauer

Bernau/Aachen - Die unabhängige Bernauer Jugendaktion gegen Fremdenfeindlichkeit «Noteingang» erhielt gestern den renommierten Aachener Friedenspreis. Auch die mosambikanische Organisation «Rebuilding Hope» (Wiederaufbau der Hoffnung) erhielt diese Auszeichnung. Verbunden sind damit ein Pressgeld von je 2000 Mark. Die Mosambikaner erhielten den Aachener Preis für ihre Integrationsarbeit mit ehemaligen Kindersoldaten in ihrer Heimat.

Die von Mitgliedern einer Jugendgruppe aus Bernau (Barnim) initiierte antirassistische Aktion «Noteingang» fordert Geschäftsleute, öffentliche Einrichtungen sowie Gaststättenbesitzer auf, mit einem schwarz-gelben Aufkleber an ihren Türen und Fenstern ihre Hilfsbereitschaft bei rassistischen Übergriffen zu signalisieren. Ausländer, die vor rassistischen Angreifern flüchten müssen, soll auf diese Weise Gelegenheit gegeben werden, sich in den Schutz der mit den Aufkleber versehenen Häuser zu begeben.

Einer der Gründungs-«Väter», der Strausberger Knut-Sören Steinkopf, bedauert, dass es immer noch zu wenige Menschen seien, die Zivilcourage zeigten. Viele der von den Jugendgruppen angesprochenen Menschen hätten sich aus Furcht vor Repressalien durch die rechte Szene geweigert, den Aufkleber anzubringen. Vielerorts sei die Aktion deshalb nur schleppend vorangekommen. Die gestrige Preisverleihung trägt, so hoffen die Mitglieder der Aktion Noteingang, dazu bei, eine noch größer Resonanz bei den Menschen zu finden. Die schwarz-gelben Aufkleber finden sich inzwischen in mehr als 20 ostdeutschen Städten und Gemeinden.

Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) gratulierte gestern der Bernauer «Aktion Noteingang» zur Auszeichnung mit dem Aachener Friedenspreis. Gleichzeitig rief er dazu auf, Tausende von offenen Noteingängen für bedrohte Menschen zu schaffen. «Sicherheit an Leib und Leben für alle Menschen in Brandenburg - gleich welcher Hautfarbe und welchen Aufenthaltsstatus sie haben - ist das grundlegende Recht, das wir heute verteidigen müssen», forderte der Ministerpräsident. Die Ächtung des Rechtsextremismus müsse mit dem Schutz der Opfer einhergehen.

Die Initiative zum Schutz gegen rechtsextreme Gewalt basiere auf einem einfachen Gedanken: verfolgten Menschen eine Zuflucht zu ermöglichen, heißt es dazu auch in einer Mitteilung der Staatskanzlei in Potsdam.

 

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